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Wandern im Val Veddasca

Ein bisschen war es, als hätten wir die Zeit verlassen und einen anderen Raum betreten.

Unser Ausgangspunkt lag am Lago Maggiore in Maccagno, auf der Ostseite. Aus dem beschaulichen und nur noch ein bisschen umtriebigen Urlaubstreiben, das in den letzten Zügen lag, wanderten wir los.

Ins Val Vaddasca hinein, stetig bergan, durch sanfte Wälder, unsere Tagesrucksäcke auf den Schultern. Nachdem unsere Reiseleiterin Ines uns an einem bestimmten Punkt aufforderte schweigend weiter zu gehen, fing der kleine Ausflug in die Phantasiewelt an.



Die Bäume schauten uns an, aus ihren knorrigen Leibern. Die Steine formierten sich, manchmal wie Leitsteine, manchmal als arrondierten sie einen geheimen Ort. Ihre bemooste Oberfläche lud ein, sie zu berühren. Ständig neue Blickwinkel, wie Waldkunstwerke in steter Perfektion. Wir begonnen aufmerksamer zu schauen.


Unsere Brote teilten wir in einer Waldmulde und stapften weiter. Bergauf,wo uns ein lukullischer Imbiss in der Fattoria Roccolo erwartete und Helena in die Arbeit von Real Food und in die geplanten Verkostungen einführte.


Natur pur still, grün vereinnahmend, fernab war die eine Schiene unserer Reise, Genuss, die andere. Auf diesen beiden Spuren rollte unser Zug der Aufmerksamkeit, mit seinen achtsam-offenen Sinnesfenstern.

Der Blick zog erstmals über die weichen, grünen Berge-viele Bäume, wenig Menschen, um uns Ziegengebimmel und Kuhglocken-Geläut.


So gestärkt ging es weiter zu einem ultimativen Highlight: unserer Unterkunft, der Villa Viola.

Zwei Wochen bevor es losging hatten gewaltige Regengüsse, alles herum Liegende hinab geschwemmt, inklusive der einen Straße, die in das Dörfchen Curiglia führt, eben zu unserem Bed &Breakfast. Die beste Gastgeberin Els war zuzeiten des Unwetters mit ihrem alten Fiat Panda unterwegs, der sich also entsprechend vor der Abbruchstelle befand, so dass sie unser Gepäck aus Maccagno holen konnte. Die Straßenarbeiter waren Ihr gerne behilflich unsere zahlreichen Gepäckstücke sicher über die Abbruchstelle zu transportieren. Wer kann schon Els flämischen Charme widerstehen.


Sie erwartete uns mit Prosecco und leckeren Dolce. Wir ahnten, dass der Genuss auf dieser Reise kein Ende nehmen würden. Nachdem wir unsere wunderschönen Zimmer bezogen hatten, ging es nach nebenan zu Marisa und einem einfachen aber leckeren 4 Gänge-Menü.


Der nächste Tag eröffnete einen neuen Raum. Den Raum der kleinen Portionen und eindrücklichen Erlebnisse. Vorab aber aßen wir das üppigste Frühstück, liebevoll von Els zubereitet. Unter der Anleitung von Helena ging es dann los mit verkosten: zuerst erfolgte eine Körpermeditation , um zu merken, wo man mit sich heute dran ist, körperlich und seelisch, dann ein Happen z.B. Möhre und schauen, was sie macht, diese orange Rübe, auch im Vergleich zur Kartoffel.


Anschließend ging es nach draußen. Etwas abenteuerlich war unser Weg durch den Wald und durch den Fluss schon, aber uns belohnte die Ankunft an einem paradiesischen Ort-den Mulini di Piero. Wiederum lud uns Ines ein zu lauschen, zu schauen, zu entdecken. Jede von uns ging ihrer eigenen Wege, um die verfallenen Steinhäuser, an den Fluss, in die Abenteuerlust der Kindheit, in das pure Erleben der Elemente. Beim nächsten Real Food Tasting inmitten dieser magischen Umgebung verkosteten wir fermentiertes Gemüse, so lebendig und unterschiedlich in seinen Wirkungen und offensichtlich gut für s Gemüt und die Verdauung (Probiert s mal selber aus: fermentarium.at)


Wir nahmen uns Raum für unsere Erlebnisse, sei es für ein spontanes Bad im eiskalten Fluss oder das Sitzen unter einem Baumgiganten. Schließlich ging es den Berganhang hoch in das kleine Dörfchen Piero und dort in die Baita von Nicoletta.Ganz viel Gemüse und leckere Polenta, pur biologisch und mit sehr viel Liebe gekocht unter einer großen Platane sitzend, speisend. Musestunden teilten wir, alleine und zusammen, in all unser menschlichen Verschiedenartigkeit ein munteres Zusammensein.


Nachdem wir im Stockdüsteren den Berg hinunter gezuckelt sind-uups Kuhfladen, oh zu spät- waren wir froh, als wir wieder in Curiglia waren. Ausklang mit Els, Blick in die Sterne, in der Ferne der Lago und dann süßes Träumen.


Am Samstag nach einem weiteren frischen Steinpilz-Rührei und Crêpes wanderten wir los.

Vorbei an Wasserfällen, wiederum Ausblicken in die stille Landschaft. Wie unterschiedlich der Marsch durch die Buchenwälder, im Vergleich zu den hellen Birken war. Es begegneten uns kaum andere Wanderer, Gespräche, Schweigen, Lebensfreude, die uns begleitete. Manchmal beim Essen schäumte sie über, manchmal lächelte sie grün und streichelte uns samtig.


Wir laufen, die Frauen schauen nacheinander, Ines hat uns alle im „Blick“. Abends machen wir uns Pizza, im Pavillon bei Els und lassen sie im Pizzaofen backen.


Unser letzter Abend, ein Ausklingen des Sommers. Am nächsten Morgen wandern einige von uns die halbe Strecke zurück. Wir finden uns langsam ein in die Zivilisation, bei einem letzten Cappuccino am See und verlassen unsere neu entdeckten Räume…einstweilen und, ich bin mir sicher, auf ein Neues im nächsten Jahr.